Portrait einer Tätowiererin: Die Tinte von Mizu

Hallo! Danke, dass du dir die Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten! Kannst du dich unseren Lesern vorstellen?

Hallo und danke für diese Einladung!

Man kennt mich unter dem Pseudonym "Mizu", ich bin die Geschäftsführerin von L'encre de Mizu, einem Unternehmen, das vor allem für seine Tätowierungsaktivität bekannt ist.
Ich drücke meine Kunst auch durch andere Medien aus, da ich in erster Linie Illustratorin bin. Ich nehme auch Aufträge für Logos für kleine Unternehmen an. Schließlich nehme ich mir manchmal die Zeit, meine Fähigkeiten in der Fotografie und seit kurzem in der Bildhauerei auf die Probe zu stellen.

Wie sieht dein Werdegang im Tätowierbereich aus? (Studium, Umschulung, Ausbildung, Autodidakt, Umzüge, ...)

Ich habe Grafikdesign und visuelle Kommunikation studiert, zunächst an der ESAAT in Roubaix, in der Sekundarstufe und dann im Hochschulbereich, und setzte mein Studium in Namur an der Haute Ecole Albert Jaquard fort. Ich absolvierte zuerst ein Spezialjahr für Videospiele und wechselte dann zur Option Illustration, da 3D-Grafik wirklich nicht meine Stärke war.
Ursprünglich wollte ich mich auf Character Design und Concept Art spezialisieren, aber im Laufe der Praktika änderte ich meine Meinung und wandte mich dem Tätowieren zu. Der Prozess hat einige Zeit gedauert, ich musste genug Selbstvertrauen entwickeln, um mir zu sagen, dass ich in der Lage war, Menschen zu tätowieren, ohne die Möglichkeit, rückgängig zu machen, und schließlich hatte ich das Glück, einen Tätowierer zu treffen, der mir sagte, dass er die gleiche Blutphobie hatte wie ich, was im Grunde das letzte psychologische Hindernis beseitigte.

Ich zog nach Brüssel, nachdem ich eine Lehrstelle gefunden hatte, um mit dem Tätowieren zu beginnen. Nachdem ich meine Fähigkeiten erworben und eine treue Kundschaft aufgebaut hatte, begann ich alleine und privat zu arbeiten. Nach 10 Jahren im flachen Land musste ich im März 2020 in die Region Lille zurückkehren. Das war der beste Zeitpunkt der Welt, um ein Tattoo-Unternehmen neu zu starten, nicht wahr? Ja, genau...

Kannst du uns von deinem bevorzugten, leicht identifizierbaren Stil und deinen Einflüssen, sowohl grafisch als auch musikalisch, erzählen?

Man identifiziert mich mit meinem Stil, der meine Einflüsse aus dem Japonismus, dem Jugendstil, dem Symbolismus, der gotischen Kunst verbindet...
Es gibt eine Bezeichnung, die ich in der Schule gelernt habe und die sehr gut zusammenfasst, was ich auszudrücken versuche: Die Bilder der fließenden Welt.
Das ist die Übersetzung von Ukiyo-e, der japanischen Kunstbewegung der Edo-Zeit. Es ist ein bisschen so, als ob ich mit meinen Mitteln versuche, meine Parallelwelt wiederzugeben, die eine Art Patchwork aus göttlichen, ätherischen, manchmal epischen Visionen wäre.

Musik hat eine sehr große Bedeutung in meinem Leben, und das hat zwangsläufig Auswirkungen auf meine Kunst. Nicht mit allem, was ich höre, natürlich. Man muss sagen, dass ich einen sehr eklektischen Musikgeschmack habe. Fragen Sie meine Kunden, es kann in alle Richtungen gehen, haha! 

Ich höre sehr viel extremen Metal, da habe ich am meisten Kenntnisse, aber wenn es gewalttätig ist, wirkt sich das nur auf meinen Freizeitbereich aus und nicht auf den kreativen.
Ich könnte natürlich düsterere Dinge produzieren, aber ich denke, dafür müsste man mir einen Auftrag geben, das würde nicht von mir selbst kommen.
Die Musik, die also wirklich Einfluss auf meine Produktion hat, sind Projekte, die letztendlich die gleiche Absicht haben wie ich, sich aber statt visuell durch Musik ausdrücken. Ich denke da vor allem an Alcest und Midnight Odyssey. Ich kann auch von klassischer Musik beeinflusst werden. Zusammengefasst, Musik, die es wirklich ermöglicht, sich von unserer Welt zu lösen.

Wie verbringst du deine Zeit momentan in dieser Periode, in der die Tattoo-Studios geschlossen sind?

Ich schlafe! Hahaha...
Ehrlich gesagt, ich würde gerne etwas aktiver bei meinen beruflichen und persönlichen Projekten sein, aber wenn die Stimmung nicht da ist, ist es schwierig.
Ich mache ein paar Flash-Designs, wenn ich Lust dazu habe, ich habe einige Kundenprojekte, aber ich mag es nicht, meine Zeichnungen zu weit im Voraus zu zeichnen, weil ich es vorziehe, dass die Zeichnung noch frisch in meinem Kopf ist, wenn ich steche. Das vermeidet einsame Momente wie "Oh je, was war noch mal dieser Strich hier, die Pause ist halb verwischt...".
Ich habe einen Auftrag für ein Logo, ich habe endlich ernsthaft mit dem Modellieren begonnen, und im Großen und Ganzen fasst das meine aktuelle Situation zusammen.

Du hast bereits Distrolution Merch für Merchandising und/oder Kommunikationsmittel in Anspruch genommen. Kannst du über deine Erfahrung mit uns sprechen und warum du Merch machst?

Ja, erinnern Sie sich an die Zeit, als es Messen und andere Conventions gab? Na ja... haha!
Im Grunde war es ein Wunsch, den ich als Illustratorin natürlich hatte, Drucke und T-Shirts zu produzieren, und Conventions waren der beste Ort, um sie zu bewerben und zu verkaufen. Am Ende ist alles bei mir geblieben, ich habe ein paar verkauft, die einige Kunden glücklich gemacht haben. Sie sind so zufrieden mit den T-Shirts, dass sie mich nach neuen fragen!

Da wir hier viele Leser haben, die Musiker sind, spielst du ein Instrument, hast du eine Band oder eine Vergangenheit in der Musik?

Ich kann noch nicht sagen, dass ich ein Instrument spiele, nein. Ich habe letztes Jahr einen Bass gekauft, ich hatte angefangen zu üben, und sagen wir, ein schwieriges Ereignis hat mich das Lernen aufgeben lassen. Seitdem versuche ich, die Energie wiederzufinden, um das zusätzlich zu meinen anderen Aktivitäten ernsthaft wieder aufzunehmen, aber es ist schwierig, ich bin psychisch erschöpft.

Was ist deine ideale Playlist zum Arbeiten?

Ich habe eine Allerlei-Playlist Nr. 2, die ich gerne beim Tätowieren abspiele, aus der ich alle aggressiven Töne verbannt habe, die man in meiner Allerlei-Playlist Nr. 1 finden kann, haha!
Sei es für Kunden, die es nicht mögen, oder für mich, wenn ich etwas Ruhiges für meine Konzentration brauche. Es ist alles Mögliche drin, Pop, Elektro, Rock, Shoegaze, Rap... Alles, was cool ist und nicht zu beängstigend!
Wenn ich alleine an einer Zeichnung arbeite, brauche ich während der kreativen Phase eine Playlist mit langen Stücken. Wenn ich zu strukturierte Dinge höre, unterbricht das meine Trance.

Um dieses Interview abzuschließen, können wir über deine (zukünftigen) Projekte sprechen?

Es ist noch zu früh, um über meine zukünftigen Projekte zu sprechen, da sie noch nicht einmal das Prototyp-Stadium erreicht haben, sei es in der Bildhauerei oder anderswo... Ich werde natürlich nicht versäumen, die Dinge auf meinen sozialen Netzwerken zu kommunizieren, also zögern Sie nicht, mir auf Instagram, Facebook und regelmäßig beim Live-Sketching auf Twitch zu folgen: @lencredemizu